Wenn man etwas will, dann muss man auch etwas dafür tun.
Das ist das Motto von Alexander Girbinger. Der Forster entwirft und baut nebenbei einzigartige Möbelstücke, die es so weltweit sicher kein zweites Mal gibt. FBN hat Alexander zu Hause besucht. Die Leidenschaft für das Bauen von Möbeln hat den ungewöhnlichen Künstler dazu bewogen, seine einzigartigen Werke zu schaffen. Im Interview gewährt er Einblicke in seine Welt des Handwerks und erzählt, wie alles begann.
Schon in seiner Jugend setzte Alexander seine Ideen in die Tat um – von Baumhäusern bis hin zu speziellen Autoumbauten. Der Wendepunkt kam mit einem maßstabsgetreuen Couchtisch in Form eines alten SONY Walkman, der sein erstes echtes Projekt war. Obwohl er gelernter Lackierer ist, träumte er immer davon, Tischler zu werden. Seine Liebe zur Lackierarbeit führte ihn jedoch in eine andere Richtung. In der Garage seiner Eltern entstehen alle seine Meisterwerke. Ohne teures Werkzeug beweist er, dass Kreativität und Leidenschaft das Wichtigste sind.
Hallo Alex. Danke, dass du mit uns über deine Arbeit sprechen möchtest. Erste Frage: Warum?
Was haben, was keiner hat! Die Leidenschaft zu bauen; es umzusetzen und sich zu überlegen wie die Funktionen des Möbels sein könnten. Es geht nicht darum, damit zu spielen, sondern den Weg zu gehen, bis ein Möbel fertig ist.
Wie hat es angefangen?
Die ersten Projekte hatte ich als Jugendlicher: Baumhaus und Halfpipe auf dem Grundstück, Fahrradumbau mit Unterbodenbeleuchtung, alte Benzinkanister, die zu einer Minibar umgebaut wurden. Später kamen dann spezielle kleinere Autoumbauten dazu. Das erste Projekt, was ich aber maßstabsgetreu gebaut habe, war der Couchtisch in Form eines alten SONY Walkman.
Was hast du gelernt?
Ich bin gelernter Lackierer. Eigentlich sollte ich Tischler werden, was auch mein Traum war. Nach einem Praktikum hatte ich auch schon die Zusage für die Ausbildung. Ich habe aber auch ein Praktikum bei einem Lackierer gemacht und das gefiel mir in dem Fall besser. Ich liebe es, in der Kabine zu stehen und hochwertige Sachen wie Autos oder Motorräder zu lackieren.
Wo baust du deine Möbel?
In der Garage meiner Eltern habe ich alles, was ich zum Bauen benötige. Da entsteht eigentlich alles, was ich bis heute gebaut habe. Ich habe nicht das teuerste Werkzeug, aber wie man sieht, funktioniert das auch so ganz gut. Wenn man eine Maschine, wie zum Beispiel eine 3D-Fräse nicht hat, muss man sich eben Gedanken machen, wie es auch mit den vorhandenen Mitteln geht.
Du machst alles von Hand und selbst?
Ja, ich baue alles selbst. Von der Konstruktion bis zur Technik. Das Material dafür hole ich mir alles aus dem Baumarkt. Die einzigen Sachen, die ich anfertigen lassen muss, sind solche Sachen wie Glasscheiben mit speziellen Ausschnitten oder speziell gelaserte Teile. Große Metallbiegungen lasse ich auch anfertigen. Alles, was aber klein ist, mache ich selbst. Auch die Schweißarbeiten mache ich in meiner Garage.
Würdest du solche Möbel für Andere bauen und Aufträge annehmen?
Eher ungern. Der erste Punkt ist, dass der Verkaufspreis sehr hoch wäre. Zum anderen wüsste ich auch nicht, ob ich noch mit voller Leidenschaft bei der Sache wäre. Ich wäre auch sehr traurig, wenn ich z.B. die Nintendo Switch abgeben müsste. Egal, welche Summe am Ende steht. Käuflich ist alles und irgendwann hat jeder seinen Punkt, an dem man es abgeben würde, doch der Verlust wäre sehr groß.
Kommt irgendwann die Entscheidung, dass du das beruflich machen würdest?
Wenn die Aufträge sicher da wären, könnte man vielleicht darüber nachdenken. Messebau hat mich auch schon immer interessiert; man baut aber Sachen, die man am Ende wieder abgeben muss. Bei mir ist so viel Leidenschaft dabei, dass ich für andere nicht 1.000 Stunden in meiner Garage bauen würde. Ich hätte Angst, dass danach die Leidenschaft weg ist.
Wenn jemand fragt, ob du ihm eine PS2 in Groß bauen kannst, was würdest du sagen?
Kommt auf den Maßstab und auf den Aufwand an. Was soll das Möbelstück können? Ist es nur ein Schrank oder soll noch mehr rein? Mann müsste darüber reden. Eventuell… Vielleicht… Es ist dann doch eine Preisfrage. Ich baue so etwas nicht in 10 Stunden, sondern in Hunderten oder Tausenden und irgendwo muss das auch honoriert werden. Viele wollen es haben, aber die Wenigsten können und wollen einen angemessenen Preis dafür zahlen, da sind wir aber auch wieder bei dem Punkt Motivation und Leidenschaft. Es soll eigentlich auch weiterhin mein Hobby bleiben.
Hast du Hilfe bei denen Projekten?
Zu 90 % mache ich das allein. Es gibt aber auch viele schwere Sachen, bei denen man zu zweit sein muss. Mein Vater ist eine große Hilfe. Zudem mein Kumpel Martin, der mir bei jedem Projekt sagt „das ist das allerletzte Mal“ und ich steh jedes Mal mit einem Grinsen im Gesicht vor ihm. Er weiß auch, dass es nicht das Letzte sein wird.
Wann machst du das, neben deiner Arbeit als Lackierer?
Alles nach der Arbeit. Die Switch zum Beispiel war ein kompletter Zweitjob neben meiner eigentlichen Arbeit. Da kamen am Wochenende locker mal 30 Arbeitsstunden zusammen. Auch unter der Woche – nach acht Stunden Arbeit – bin ich sofort in die Garage gefahren und habe bis zehn oder elf weiter gebaut. Und das über ca. sieben Monate oder 1.200 Stunden insgesamt. Natürlich hat man aber auch Phasen, in denen man mal eine Pause braucht.
Was sagt deine Freundin dazu?
Es ist hart. Sie steht aber hinter mir und toleriert es. Sie weiß, wo ich bin und dass ich meine Zeit nicht auf Partys verbringe. Sie hat aber auch Angst, dass ich mir wieder ein neues Projekt ausdenke. Die Möbel werden immer aufwendiger und ich weiß, dass das nächste Projekt noch mehr Zeit in Anspruch nehmen würde.
Wie finanzierst du deine Projekte?
Geld ist im ersten Moment relativ unwichtig. Natürlich muss man die finanziellen Mittel auch haben. Das, was ich in meinem Job verdiene, gebe ich auch dafür aus. Ein bisschen habe ich auch gespart. Es kommt aber auch vor, dass ich nach der Arbeit noch kleinere Lackierarbeiten annehme. Das Geld für ein Projekt muss da sein und ich spare nicht extra dafür. Ich bin auch recht schmerzfrei, mir für 1.600 € den Fernseher zu kaufen, der nachher das Display der Konsole sein wird. Auch der Umbau der eingebauten Konsolen kostet Geld. Obwohl ich weiß, dass ich nie viel daran spielen werde. Es geht mir in dem Fall um die perfekte Umsetzung.
Wo hast du die Konsolen her, die du in die Switch eingebaut hast? Hattest du die noch von früher?
Ebay Kleinanzeigen! Wenn ich eine Konsole fand, ließ ich mir viele Bilder schicken. Die Konsolen sollten schon in gutem Zustand sein. Danach habe ich sie umbauen lassen. Ich hab auch lange im Internet hunderte Seiten gelesen, wie ich es hinbekomme, dass sie mit der heutigen Technik funktioniert. Alte Konsolen arbeiten mit einem ganz andern Signal als die heutigen Geräte, an denen die alten Anschlüsse auch nicht mehr vorhanden sind. Ich war auf Internetseiten, die ich heute nicht mehr finden würde. Ich habe auch vorher nie auf der SNES oder dem Nintendo GameCube gespielt, bevor ich das gebaut habe. Ich habe auch keine eigene Switch. Die musste ich mir für ein paar Wochen von einem Freund ausleihen.
Ist bei den 1.200 Stunden Bauzeit für die Switch auch die Planung und Recherche dabei?
Planung ist eigentlich nicht viel. Ich habe mir nur die Konsole genommen, gemessen und alles mal 10 hochskaliert. Den Rest mache ich aus dem Kopf. Aufzeichnungen habe ich bis auf die Maße eigentlich keine. Die Technik im Inneren entsteht nur in meinem Kopf, ich könnte auch niemandem einen Bauplan davon geben, wenn es jemand nachbauen würde. Ich sehe es in meinem Kopf, wie sich die einzelnen Teile später bewegen und funktionieren. Vieles passiert natürlich auch mit Ausprobieren. Man weiß manchmal nicht, wie sich das Material verhält. Manchmal muss man auch noch mal von vorne anfangen. Beispielsweise haben die Schienen der Switch beim ersten Versuch durchgehangen. Das kann ich natürlich nicht so lassen. Auf Dauer hätte es auch nicht funktioniert.
Was wiegt die Switch?
Alles komplett wiegt die Switch 285 KG im Maßstab 10:1. Wir haben die Konsole damals mit einem Flaschenzugsystem aufgehangen. Bis jetzt hält die Wand noch…
Es gibt von Nintendo ja noch mehr Konsolen. Warum hast du dich gerade dafür entscheiden?
Die Switch ist derzeit die modernste und erfolgreichste Konsole. Sie hat auch eine schöne Bauform. Die Farben sind auch sehr schön und typisch Nintendo. Mit den Konsolen im Inneren verbinde ich zum Teil auch viele Erinnerungen. Als Kind hat man dann doch schon mehr gespielt. Zudem sind die 4 Konsolen auch die Bekanntesten. Viele fragen, warum z.B. die Wii nicht dabei ist. Irgendwann ist aber kein Platz mehr. Das Teil ist voll mit Technik und Motoren. Es war auch schon schwer genug, das alles unterzubekommen.
Neben den Möbeln besitzt du ja auch noch ein paar Fahrzeuge. Welche sind das genau?
Ich habe einen VW Golf 4 R32, eine Jetta 2 komplett neu aufgebaut. Der Golf steigt inzwischen immer weiter im Wert. Ich hätte mir damals noch einen zweiten kaufen sollen. Eine Zeit lang hatte er zu Showzecken ein wechselbares Kennzeichen, das man wie in den alten Bond-Filmen auf Knopfdruck ändern konnte. Das habe ich inzwischen aber aus Sicherheitsgründen wieder ausgebaut. Dazu kommen zwei fahrende Bierkisten mit Motor und Hänger, die bis zu 60 km/h fahren, ein Pocket Bike mit Autoradio und neuer Lackierung und eben die Kanister-Bars.
Was sind Kanister-Bars genau?
Ich habe alte Benzinkanister zu kleinen Whiskey-Bars umgebaut. Die Kanister wurden aufgeschnitten und im Inneren ist ein Einbau aus Buchenholz und Licht. Wenn man es öffnet, ist dort Platz für eine Flasche Whiskey, Gläser und 2 Dosen Cola. In den Einfüllstutzen habe ich eine Mechanik eingebaut. Zieht man daran, fallen einem die Dosen in die Hand. Davon habe ich zehn Stück insgesamt angefertigt. Jetzt habe ich noch zwei. Es wollten viele Leute gern so eine kleine Bar kaufen. Entweder für sich selbst oder zum Verschenken. Der Preis lag damals bei gut 300 €. Natürlich gibt es solche Sachen auch im Internet für weniger zu kaufen. Die Qualität ist allerdings doch recht gering. Bei meinen Kanistern stimmt jedes Detail.
Wie sind die Reaktionen in den sozialen Netzwerken?
Ich bin bei Facebook in verschiedenen Baugruppen, in denen ich immer wieder mal zeige, wie ich etwas baue. Der Gameboy kam sehr gut an und die Reaktionen waren fast durchweg positiv. Bei der Switch habe ich mich allerdings ein wenig zurückgehalten, Bilder oder Videos vom Bau zu veröffentlichen. Ich wusste nicht wirklich, wo das Ganze hinführt. Als ich allerdings das fertige Ergebnis veröffentlicht hatte und die Klicks bei 100.000.000 waren, war ich schon sehr überwältigt. Ich war ziemlich froh, dass ich vorher nichts veröffentlicht hatte.
Warst du überrascht, dass die Reaktionen so gewaltig waren?
Ja. Ich hätte es im Vorfeld schon ganz anders aufgezogen, was die Dokumentation angeht. Ich hätte nicht so ein „miserables“ Video veröffentlicht. Ich hätte mir Seiten für Facebook, Instagram und TikTok angelegt und das Ganze ein wenig qualitativer aufbereitet. Über Nacht ging aber selbst dieses Video schon viral. Als ich ins Bett ging, stand der Zähler bei 25.000 Aufrufen. Am nächsten Morgen hatte ich schon die Million geknackt.
Hattest du schon Anfragen, die Switch zu verkaufen und wie hoch war das höchste Angebot?
Auf jeden Fall. Ich hatte viele Anfragen nach dem Motto „1000 € und ich hol das Ding morgen ab“ bis hin zu Anfragen aus Dubai mit einem Angebot von 80.000 €. Wir haben sogar per Videocall miteinander telefoniert. Man sollte sich aber auch im Klaren sein, dass das Design der Switch von Nintendo geschützt ist und ich keinerlei Rechte habe, dieses Design als Produkt zu verkaufen. Wir haben uns schon viel mit dem rechtlichen Rahmen auseinandergesetzt. Wie gesagt, eigentlich will ich sie auch nicht verkaufen.
Hat sich Nintendo schon bei dir gemeldet?
Nein, leider noch nicht. Es wär schon das Nonplusultra, wenn Nintendo sich melden würde. Ich weiß auch nicht, was passieren würde. Es wär schon cool, wenn das Teil im Showroom oder auf einer Spielemesse ausgestellt werden würde. Das Größte wäre, wenn man auf der Gamescom ausstellen könnte und die Besucher spielen auf meiner Switch die alten Klassiker. Wiederum ist die Konstruktion auch so kompliziert, dass man die Switch nicht einfach mal irgendwo hintragen kann. Viele Teile und Kabel wurden erst beim Aufbau fest miteinander verbunden. Zum Transport müsste die Konsole in vier große Teile zerlegt und die Kabel müssten wieder durchtrennt und gezogen werden. Das Teil ist auf keinen Fall Plug-and-Play. Es wäre aber VIELLEICHT machbar. Der Gameboy ist einfacher. Das sind nur 50 kg, 3 m Verlängerungskabel und 2 Schrauben.
Wenn du die Switch noch einmal bauen würdest, würdest du etwas anders machen?
Ich glaube nicht. Ich wüsste auch nicht, was ich anders machen soll. Ohne jetzt anzugeben, aber ich finde die Konstruktion für die Gegebenheiten perfekt. Wenn man das Ganze am Computer planen würde und computergesteuerte Maschinen und 3D-Drucker hätte, wäre es sicher anders machbar. Das Teil ist aber in Handarbeit in einer kleinen Werkstatt auf 15 qm entstanden. Wenn man den Raum sieht, glaubt man das nicht.
Was kommt als Nächstes?
Ein Haus. Das wäre jetzt eigentlich dran. Wenn ich mich aber noch mal ausleben könnte, würde ich die Sony PSP im Maßstab 14,5:1 bauen. Mit anderer Technik und einem anderen Öffnungsmechanismus und allen fünf Konsolen im Inneren. Auch wieder mit einem guten Monitor hinter Glas. So, wie es die Konsole damals hatte. Nur eben in Groß. Ich wüsste aber auch, dass ich wieder nicht viel drauf spielen würde. Ich bin kein Zocker, ich will es einfach bauen.
Was möchtest du noch sagen?
Mit vorsichtigem Blick zu meiner Freundin… Ich freu mich schon auf das nächste Projekt. Das dauert aber noch.
Vielen Dank für deine Zeit. Wir freuen ins schon auf dein nächstes Projekt.